Kleine und große Zwangsstörungen
Erstellt von r.ehlers am Montag 21. November 2016
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Derzeit werden im Privatfernsehen wieder die zwischen 2002 und 2009 erzeugten 129 Kriminalgeschichten rund um den zwangsgestörten Polizeiermittler Adrian Monk aus San Franzisko (Darsteller: Daniel Shaloub) ausgestrahlt. Wenn Sie eine davon gesehen haben, haben sie alle gesehen. Das soll heißen, dass die Serie vorwiegend von den sich ständig wiederholenden psychischen Fixierungen ihres Hauptdarstellers lebt. Dazu kommen nur noch seine genialisch anmutende Fähigkeit, in allen Lebenssituationen tatentscheidende Details wahrzunehmen, die jeder Normalmensch übersieht. Aber so etwas konnten ja auch schon Sherlock Holmes und Agatha Christie. Wer zufällig noch wenig über Zwangsstörungen weiß, kriegt bei „Monk“ einen guten ersten Eindruck.
Aber eigentlich gibt es kaum jemand, der an sich selbst und an anderen noch nie Ansätze einer Zwangsstörung erlebt gehabt hätte. Zwangsstörungen sind nämlich extrem häufig.
Nach der heute gültigen Fachterminologie sind Zwangsstörungen gekennzeichnet durch den inneren Drang, bestimmte sinnlose Dinge zu denken oder zu tun. Adrian Monk hat allein mit Zwangshandlungen zu tun, die für die Umwelt spektakulärer sind als die die Betroffenen schrecklich quälenden Zwangsgedanken.
Zwangsgedanken sind beispielsweise zwanghafte Ideen und Befürchtungen, Fehler zu begehen und der Zwang, bestimmte Gedankenabläufe immer wieder zu vollziehen oder Dinge, die im Leben auftauchen, immer wieder durchzählen zu müssen. Dazu gehört auch ein Drang, aus Sorge, Furcht oder Angst immer wieder über dieselben Gefahren grübeln zu müssen. Sehr lästig ist auch die zwanghafte Vermeidung bestimmter Zahlen („böse 7 “ oder „böse 13“, bei Asiaten die angeblich todbringende Zahl 4).
Zwangshandlungen sind gekennzeichnet durch meist endlos lang stereopyp wiederholte Handlungen, z.B. beim Wasch- oder Duschzwang. Beim Händewschen kommt es vor, dass Betroffene sich gar die Hände blutig schrubben, um alles Unhygienische radikal auszumerzen. Dieses extreme Reinigungsbdürfnis hindert manche Betroffene auch daran, anderen Menschen die Hand zu geben oder Türklinken anzufassen. Hat es dann doch eien Berührung gegeben, muss der Betroffene sich sofort mit einem Tuch abwischen oder wieder eine Waschgelegenheit suchen.
Andere Menschen fühlen sich gezwungen, ständig zu kontrollieren, ob sie und andere auch beim Verlassen eines Raumes alle Licht- und Wärmequellen ausgeschaltet haben, ob sie beim Verlassen des Hauses auch wirklich abgeschlossen und ihre Wertsachen gut verschlossen haben. Tausende von Witzen darüber bestötigen die Häufigkeit solcher Kontrollzwänge.
Wieder andere haben einen regelrechten Ordnungfimmel. Alles in ihrer Umwelt muss ordentlich abgelgt sein. Fehlt die Symmetrie, fühen sie sich gezwungen sofort alles zu richten, beispielsweise auf dem eigenen Schreibtisch oder auch dem anderer.
Dann gibt es noch typische Berührungszwänge. Beim Laufen über ein Pflaster dürfen die Linien nicht berührt werden. Laternenpfähle oder Bäume entlang des Weges müssen unbedeingt kurz berührt werden. Kinder können nicht anders als über jedes Mäuerchen entlang des Weges zu gehen.
Nichts an den Zwangshandlungen macht irgend einen Spaß. Die Handlungszwänge sind meist geradezu übermächtig. Ihnen nicht zu folgen, verursacht schwerste innere Qualen. Viele Menschen machen aus ihren Zwangshandlungen fast feierliche Rituale, sie sie peinlich genau verfolgen. Ich weiß z.B. von einem Betroffenen, für den ein sehr umfangreiches Duschritual verpflichtend war. Wenn er dazu nicht ausreichend Zeit und Gelegenheit erhielt, war – etwa nach einem Abbruch der Zermonie – all sein Sinnen und Trachten darauf gerichtet, so schnell wir möglich wieder ans Duschen zu kommen, um es „am Stück“ neu und dann aber ganz ablaufen lassen zu können.
Therapeutische Maßnahmen
Ich weiß von Fällen schwerer Zwangsstörungen, die sich während der Bemühungen um eine Verbesserung des zerebralen Serotoninhaushalts, vorwiegend durch den Verzehr nativer Kost auf leeren Magen nach dem von mir entdeckten Aminas Prinzip, aber auch durch regelmäßig sportliche Betätigung spontan gelegt haben – wenn auch immer nur für die Zeit der Anhebung des Seotoninlevels. Die ärztliche Praxis nimmt solche Erkenntnisse kaum auf, obwohl dies die bei weitem besten Wege sind, den Betroffenen zu helfen. Aber hierfür gibt es ja keine „ergebnisbasierten Studien“.
Gewisse weit schwächere Wirkungen (aber mit beträchtlichen Nebenwirkungen) werden auch aus der Psychiatrie gemeldet, die gern Serotoninwiederaufnahmehemmer verschreibt. Die Hersteller dieser Arzneistoffe, die Professor Dr. Achim Peter zu Recht „schmutzuge Drogen“ nennt, können immerhin darauf verweisen, dass in verzweifelten Fällen wenigstens in einem Teil der Fälle die größte Not zweitweilig erträglicher wurde (mehr nicht).
Der Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Störungen und einer ausreichenden Verfügung über das Anti-Stresshormon Serotonin ist aber allgemein anerkannt. Es ist schade, dass das Wissen über die Möglichkeiten der körpereigenen Förderung des Serotoninaufbaus in unserer Gesellschaft so schwer bekannt zu machen sind.
Hier und da werden auch gewisse Erfolge durch eine kognitive Verhaltenstherapie berichtet.
Woher die Zwangsstörungen kommen, lässt sich derzeit nicht ausmachen. Die Vererbung, aber auch frühe Umwelteinflüsse können für ihr Entstehen verantwortlich sein. Eindeutige Zusammenhänge gibt es mit vielen anderweitig beschriebenen psychischen oder mentalen Problemen (Autismus, Tourret’sches Syndrom, Phobien, delirische Zustände).
Vorübergehende Begegnungen mit Zwangsstörungen
Im Jugendalter machen sehr viele Menschen Bekanntschaft mit einzelen Zwangsgedanken und Zwangsverhaltensweisen, die sich aber unbehandelt verlieren und vergessen werden. Ich vermute, dass die hormonellen Umstellungen in dieser Zeit sehr oft der Grund dafür sind, dass Menschen in diesem Alter zwanghaft vermeiden, z.B. auf Linien im Pflaster zu treten. Daran können sie sich später nur gerade noch erinnern und können spätere Anwandkungen un dieser Richtung auch problemlos unterdrücken.
Menschen, die Rauscherlebnisse kennengelernt haben, kennen auch das zwanghafte Denken im Kreise, dass erst mit dem Nachlassen der Alkoholwirkung endet. Auch da kann der durch den übertriebenen Alkoholkonsum erhöhte Verbrauch des Stresskontrollhormons Serotonin eine wichtige Rolle spielen. Alkohol selbst ist ja nicht der Grund für solche Störungen, es ist die durch den Alkohol gestörte Funktion der Gehirnbotenstoffe!